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Das Seminar für Klassische Philologie trauert um Herrn Professor Dr. Bernd Effe

26.10.2023

Nachruf auf Professor Dr. Bernd Effe (*11.08.1942 – †04.10.2023)

Das Seminar für Klassische Philologie trauert um Professor Dr. Bernd Effe, der am 4. Oktober im Alter von 81 Jahren verstorben ist. Bernd Effe hat die Bochumer Gräzistik für mehr als zwei Jahrzehnte von 1984 bis 2007 durch zahlreiche herausragende Forschungsarbeiten geprägt, er war engagierter Lehrer, hochgeschätzter Kollege und für viele Seminarmitglieder ein enger Freund. Klare und konsequente Linien verband er mit einer stets freundlichen und ausgleichenden Art des Umgangs, die das Arbeiten mit ihm äußerst angenehm und effektiv machte. In seiner Ataraxie verkörperte er geradezu das Ideal des epikureischen Weisen. Wir werden ihn sehr vermissen.

Bernd Effe studierte Klassische Philologie und Slavistik an den Universitäten Tübingen und Kiel, wo er im Jahr 1968 mit einer Arbeit zur Kosmologie und Theologie der aristotelischen Schrift „Über die Philosophie“ promoviert wurde. Nach Stationen in Saarbrücken und Berlin kam Bernd Effe als Wissenschaftlicher Assistent nach Konstanz, wo er sich im Jahr 1975 habilitierte. Die Arbeit war der antiken Lehrdichtung gewidmet, sein auch international vielbeachtetes Buch Dichtung und Lehre. Untersuchungen zur Typologie des antiken Lehrgedichts (erschienen München 1977) wurde ein Standardwerk. Nach seiner Berufung auf die Professur für Gräzistik der Ruhr-Universität Bochum, die er 1984 als Nachfolger von Prof. Dr. Hellmut Flashar antrat, erweiterte er seine Forschungsfelder kontinuierlich, wovon nicht zuletzt die von ihm mitbegründete Reihe Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium (BAC) ein eindrucksvolles Zeugnis ablegt: Bernd Effe widmete den ersten Band dem Thema Krieg und Frieden im Altertum und veröffentlichte – oft in enger Kooperation mit seinen Bochumer KollegInnen – zahlreiche Herausgaben zu literatur- und kulturgeschichtlichen sowie rezeptionsästhetischen Themen von Homer über die antike Homoerotik bis zum griechischen Liebesroman. Seine Forschungsschwerpunkte lagen neben der Lehrdichtung und der Narratologie vor allem auf dem Gebiet der Bukolik – von der ‚Geburt‘ dieser Gattung ‚aus dem Geist der Ironie‘ bis zum gesamten Corpus Theocriteum, zu dem er zahlreiche Studien verfasste. 1999 erschien seine vorzügliche Übersetzung von Theokrits Gedichten in der renommierten Tusculum-Reihe. Sein Band zum Hellenismus in Reclams griechischer Literaturgeschichte (1985) zeigt Bernd Effes auch seine Lehre prägende Verbindung von philologisch genauen Einzelanalysen und breiteren literaturwissenschaftlichen Zusammenhängen und Fragestellungen.